Geschrieben am Donnerstag 14 Juli 2016 um 11:19 von Roland Freist
Moderne Fernsehserien sind oft Gesamtkunstwerke, durchkomponiert bis zur
letzten Kameraeinstellung. Bei einigen davon haben die Macher sogar
darauf geachtet, dass das letze Bild noch einmal Bezug nimmt auf den
Anfang der Serie, die erste Einstellung, die der Zuschauer in der ersten
Folge zu sehen bekam. So ergibt sich der Eindruck eines geschlossenen
Ganzen, der Regisseur signalisiert, dass die Geschichte damit
abgeschlossen ist. Das folgende Video fasst einige der ersten und
letzten Einstellungen bekannter Serien zusammen und zeigt sie parallel
nebeneinander an.
Geschrieben am Mittwoch 29 Juni 2016 um 18:47 von Roland Freist
Die "Simpsons"
sind bekannt für ihre zahlreichen Anspielungen und Parodien auf Politik,
Sport, Musik, Literatur und natürlich den Film, das liebste Kulturgut
der USA. Das folgende Video von Celia
Gómez vereinigt einige schöne Beispiele, ist allerdings weit
von einer vollständigen Auflistung entfernt.
Geschrieben am Samstag 29 August 2015 um 18:15 von Roland Freist
"Orange" ist das neue Gold
Gefängnisserien genauso wie -filme folgen üblicherweise dem immer
gleichen Muster: Die Hauptperson wird uns ausführlich vorgestellt, wir
erfahren, was sie warum getan hat, wie sie geschnappt und verurteilt
wurde, und bekommen Einblicke in ihre Vergangenheit. Im Gefängnis
wiederum lernt diese Person ein oder zwei Freunde kennen, auch von denen
erfahren wir einige Details aus ihrem Leben. Der Rest der Mithäftlinge
jedoch bleibt uns fremd, sie sind unserer Hauptperson gegenüber
gleichgültig bis feindselig eingestellt. Wer sie sind, woher sie kommen,
und warum einige von ihnen der Protagonistin gegenüber feindselig
eingestellt sind, bleibt meist im Dunkeln.
"Orange is the New Black" ist eine Gefängnisserie neuen Typs, denn sie
interessiert sich nicht nur für die wenigen, positiv besetzten
Hauptpersonen, sondern für die Charaktere sämtlicher Insassen des
fiktiven Frauengefängnisses in Litchfield, New York, in dem die Serie
spielt. Der Zuschauer gewinnt über Rückblenden nach und nach Einblicke
in die Vergangenheit nicht nur der Inhaftierten, sondern auch der
Gefängniswärter, die sie beaufsichtigen. Und zumindest in der ersten
Staffel ahnt man mehr, als dass man weiß, warum die Frauen einsitzen.
Man lernt ihr früheres Umfeld kennen, sieht jedoch nicht die Taten, die
zur Verurteilung führten.
Die Serie begleitet die Managerin Piper Chapman (Taylor Schilling), die
während ihrer College-Zeit für ihre damalige Freundin Alex Vause (Laura
Prepon) einmalig 150.000 Dollar Drogengeld in die USA schmuggelte und
prompt erwischt wurde. Zehn Jahre lang kam es nicht zur Anklage. Doch
dann, kurz vor Ende der Verjährungsfrist, wurde Piper doch noch zu 15
Monaten verurteilt und landet eben in Litchfield. Sie hat größte
Schwierigkeiten, sich an das Leben im Knast zu gewöhnen. Es gibt ein
Regelwerk, das ihr niemand erklärt, stattdessen lassen die anderen
Gefangenen genauso wie die Wärter sie immer wieder auflaufen. Doch mit
der Zeit erobert sie sich ihren Platz. Und dann stellt sie fest, dass
auch ihre Ex-Freundin Alex in Litchfield einsitzt.
Neben der in Deutschland kaum bekannten, aber ausgezeichnet spielenden
Taylor Schilling fallen besonders Laura Prepon ("Die
wilden 70er"), TV-Veteran Michael Harney als Gefängniswärter
und natürlich Kate Mulgrew, bekanntgeworden als Captain Janeway vom Raumschiff
Voyager und in Litchfield als russischstämmige Chefin der
Küchenbrigade beschäftigt, ins Auge.
Eine der wesentlichen Handlungsschienen, die in anderen Serien und
Filmen ebenfalls oft vernachlässigt wird, ist zudem die Geschichte des
zurückgebliebenen Partners der Hauptperson. Die Entwicklung von Pipers
Verlobtem Larry Bloom, gespielt von Jason Biggs ("American
Pie"), während ihrer Haft wird genauso ausführlich geschildert
wie die Geschichte ihrer Mitgefangenen.
"Orange is the New Black" entstand nach dem gleichnamigen Buch von Piper
Kerman, die darin ihre realen Erlebnisse im Gefängnis erzählte.
Konzipiert wurde die Serie von Jenji Kohan, die bereits für die
grandiose Serie "Weeds"
verantwortlich zeichnete. "Orange" wurde produziert von Netflix und ist
in Deutschland online und auf DVD erhältlich.
Geschrieben am Dienstag 21 Juli 2015 um 17:33 von Roland Freist
"Dr.
House" läuft ja mittlerweile bereits seit einigen Jahren nur
noch in Wiederholungen, neue Folgen werden nicht mehr produziert. Doch
die Serie um den ebenso genialen wie zynischen Arzt Dr. Gregory House
hat Spuren hinterlassen, nicht nur in Form von T-Shirts (hier
mein Favorit), sondern auch als Krankenhausserie in neuem Stil. Dabei
haben regelmäßige Zuschauer schnell bemerkt, dass die meisten Folgen dem
immer gleichen Muster folgen, nämlich diesem hier:
Geschrieben am Donnerstag 08 Januar 2015 um 18:47 von Roland Freist
Während RTL2 derzeit mit Wiederholungen auf die Ausstrahlung der vierten
Staffel von "Game
of Thrones" vorbereitet, ist es an der Zeit, auch einmal auf
das massive Alkoholproblem von Westeros hinzuweisen:
Geschrieben am Sonntag 16 November 2014 um 18:55 von Roland Freist
Das Video "Too Many Cooks" ist eine brillante Satire auf einen
bestimmten Typ Vorspann, der bei amerikanischen Sitcoms der 80er Jahre
äußerst beliebt war. Es lohnt sich, den kleinen Film bis zum Ende zu
sehen. Zwar meint man nach zwei bis drei Minuten den Witz verstanden zu
haben. Doch der echte Wahnsinn beginnt erst etwa ab der fünften Minute.
Gedreht wurde der Film von Casper Kelly, einem erfahrenen TV-Regisseur
und -Produzenten. Er arbeitet seit Jahren für Adult
Swim, einem in den USA über Kabel ausgestrahlten Fenrnsehprogramm,
das sich die Frequenz mit dem Cartoon Network teilt. Adult Swim sendet
von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens vor allem Zeichen- und Puppentrickfilme für
Erwachsene. Weitere Hintergrundinformationen zu "Too Many Cooks" liefert dieser
Text.
Geschrieben am Dienstag 09 September 2014 um 15:35 von Roland Freist
Durch einen Hinweis auf Twitter stieß ich vor kurzem auf Art
of the Title, eine Website, die sich ganz der Kunst des Vorspanns
verschrieben hat. Da viele der heutigen Filme jedoch auf die Vorstellung
von Schauspielern, Regisseur etc. verzichten und direkt in die Handlung
einsteigen, werden auch herausragende Abspänne vorgestellt. Zudem
beschränken sich die Macher nicht auf Kinofilme, sondern berücksichtigen
auch Fernsehserien und Computer-Spiele.
Einer meiner Favoriten ist denn auch der Vorspann der gefeierten
Krimiserie "True
Detective". Hier passt einfach alles: die mit den Bildern von
Landschaften und Industrieanlagen überblendeten Gestalten, die
verblassten Farben und die Musik von The Handsome Family.
Als eine der herausragenden Titelsequenzen der letzten Jahre wird der
Abspann von "Iron
Man 3" vorgestellt. Völlig zu Recht, was mich angeht, die
Machart im Stil eines 70er-Jahre-Actionstreifens verlieh dem ansonsten
sehr mittelmäßigen Film zum Schluss noch einmal eine schöne ironische
Note.
Und natürlich wird auch auf die Klassiker verwiesen, etwa auf "Vertigo",
den Alfred Hitchcock mit einer beeindruckenden Großaufnahme von Kim
Novaks Gesicht beginnen ließ.
Bereits vor einigen Jahren hat das Team von Art of the Title eine kleine
Geschichte des Titeldesigns zusammengestellt, die ich hier
vorgestellt habe.
Geschrieben am Donnerstag 14 August 2014 um 11:48 von Roland Freist
Auf Youtube sind die ersten Ausschnitte aus "Better
Call Saul" aufgetaucht, dem Spin-off von "Breaking
Bad" rund um den windigen Anwalt Saul Goodman. Mich freut vor
allem, dass laut Vorspann der wunderbare Jonathan Banks als Mike
Ehrmantraut wieder auftaucht.
Geschrieben am Freitag 11 Juli 2014 um 11:16 von Roland Freist
In den USA lief in diesem Frühjahr die vierte Staffel von "Game
of Thrones", der erfolgreichsten HBO-Serie aller Zeiten. Das
folgende Video des VFX-Studios Mackevision
zeigt, wie die an England und Schottland erinnernden Bauten und
Landschaften am Computer erzeugt und manipuliert wurden.
Geschrieben am Dienstag 24 Juni 2014 um 17:11 von Roland Freist
Wer sagt denn, dass eine Serie wie "House
of Cards" nur in den USA funktionieren kann? Wien bietet
zumindest vergleichbare Locations an, wie das Video zeigt. Auf ihrer Website
erzählen die Macher von der jungen österreichischen Produktionsfirma Filmspektakel,
wie es zu dem Film kam.
Geschrieben am Freitag 27 Dezember 2013 um 11:41 von Roland Freist
Das heißt, tatsächlich singt/sagt er in diesem Video natürlich "Make it
so", seinen berühmten Picard-Spruch. Ist aber trotzdem ein schöner
Beitrag zur Weihnachtszeit.
Geschrieben am Mittwoch 11 Dezember 2013 um 18:55 von Roland Freist
Eine soziologische Studie
"The Walking Dead" ist eine der erfolgreichsten neuen Serien der
vergangenen Jahren. Dem Sender AMC hat sie die höchsten Einschaltquoten
seiner Geschichte beschert, in den USA ist es die meistgesehene
Kabelserie aller Zeiten. Das ist einigermaßen erstaunlich, da sie einem
Genre zuzurechnen ist, das gemeinhin nur eine kleine Minderheit der
Film- und Fernsehgucker interessiert, nämlich dem Zombie-Film
beziehungsweise der Zombie-Serie (wobei ich jetzt keine zweite Serie
wüsste, die sich dem gleichen Thema verschrieben hätte, ein eigenes
Genre kann man damit also eigentlich nicht aufmachen).
Hauptperson ist Sheriff Rick Grimes (Andrew Lincoln), der bei einem
Feuergefecht mit Kriminellen verwundet wird und erst einige Wochen
später im Krankenhaus wieder aufwacht. Dabei muss er feststellen, dass
die Welt während seiner geistigen Abwesenheit von einem Virus befallen
wurde, der jeden Menschen kurze Zeit nach seinem Tod als Zombie
wiederauferstehen lässt. Die Zombies haben Appetit auf Menschenfleisch
und sorgen durch einen Biss dafür, dass sich ihre Mahlzeit in kürzester
Zeit in einen der ihren verwandelt und ebenfalls mit gurgelnden Lauten
auf der Suche nach Nahrung durch die Landschaft taumelt. Nur durch
Zerstören des Gehirns können die Untoten zu echten Toten gemacht werden,
man kennt das ja aus den Zombie-Filmen etwa von George Romero.
Die staatliche Ordnung hat sich aufgelöst, Polizei und Militär gibt es
nicht mehr, Hörfunk und Fernsehen schweigen. Die überlebenden Menschen
haben sich größtenteils zu kleinen Gruppen zusammengeschlossen, um sich
gegen die Zombie-Plage zu verteidigen. Und hier wird es spannend: Denn
"The Walking Dead" interessiert sich nur nebenbei für den Kampf Mensch
gegen Zombie, dieser Krieg ist von vornherein verloren. Das Augenmerk
der Serie richtet sich stattdessen auf die menschlichen Gemeinschaften,
die nach der Katastrophe auf sich selbst gestellt sind. "The Walking
Dead" ist ein soziologisches Experiment.
Die einzelnen Staffeln grenzen sich durch unterschiedliche Schauplätze
voneinander ab. Die erste Staffel springt zunächst noch von einem Ort
zum nächsten: Sheriff Rick stößt in der Stadt auf erste Verbündete,
findet dann auf dem Land seine Frau und seinen Sohn wieder und zieht mit
ihrer Gruppe zu einer Forschungseinrichtung, wo man nach einem
Gegenmittel gegen den Zombie-Virus suchte. In der zweiten Staffel ist
der örtliche Rahmen dann schon klar umrissen. Sie spielt durchgängig auf
einer abgelegenen Farm und zeigt, wie die Großfamilie des Farmers mit
Ricks Gruppe verschmilzt, und sie zeigt die Opfer, die dieser Prozess
fordert. In der dritten Staffel ziehen die Reste der Farmgemeinschaft in
ein verlassenes Gefängnis, dessen Stacheldrahtzäune und Gitter perfekten
Schutz gegen die von den Zombies beherrschte Außenwelt bieten. Größere
Gefahr droht jedoch von einer Siedlung in der Nähe, wo einige Hundert
Menschen unter dem Kommando eines Diktators, der sich "Governor" nennen
lässt, den Straßenzug einer Kleinstadt gegen die Zombies abgedichtet
haben.
Die Serie beobachtet die Interaktion innerhalb der einzelnen Gruppen,
wie die handelnden Personen zu Entscheidungen gelangen und wie sie ihre
Konflikte lösen. Der Grundton ist pessimistisch, Untergang und Tod der
restlichen Menschen scheinen unabwendbar. Der Titel "The Walking Dead"
lässt sich in diesem Kontext auch so interpretieren, dass die
Protagonisten eigentlich schon tot sind, nur noch sinnlos herumirrende
Leichen.
Beim verzweifelten Kampf ums Überleben werden die Regeln einer
zivilisierten Gesellschaft zunehmend ignoriert. Alles, was die eigene
Gruppe bedrohen könnte, wird bekämpft. Rick, als Sheriff einst ein
Gesetzeshüter, ermordet Fremde genauso wie Mitglieder der eigenen Gruppe
im Bestreben, die Gemeinschaft zu beschützen. Neuankömmlinge werden mit
Misstrauen empfangen und zumeist wieder vertrieben, hilflose
Einzelgänger überlässt man dem Tod.
Spätestens ab der dritten Staffel schlägt "The Walking Dead" dann eine
neue Richtung ein. Im Kampf um sichere Rückzugsorte, die sich zum Anbau
von Nahrung eignen, setzen die Überlebenden die bissigen Untoten
zunehmend als Waffe ein, um den Gegner zu dezimieren. Die Zombies sind
nur noch eine Art Landplage, lästig, durchaus gefährlich, aber, von
einigen Unfällen einmal abgesehen, insgesamt durchaus beherrschbar.
Wesentlich mehr Opfer fordern die Verteilungskämpfe zwischen den
einzelnen Gruppen. Und es zeigt sich, dass die größte Gefahr für den
Menschen immer noch der Mensch selber ist.
"The Walking Dead" funktioniert, da man die Hauptfiguren über einen
langen Zeitraum immer besser kennenlernt. Zudem verändern sie sich durch
die Geschehnisse, sie entwickeln sich weiter, einige in eine positive
Richtung, andere in eine negative. Als Zuschauer versteht man, was in
ihnen vorgeht, und auch wenn viele Figuren keine Sympathieträger sind,
interessiert man sich für ihre Schicksale. Denn obwohl es sich um eine
Zombie-Serie handelt, geht es hier in erster Linie um die Menschen.
"The Walking Dead" ist in Deutschland über Fox im Zweikanalton zu sehen.
Im Free-TV liefen die ersten drei Staffeln bei RTL II, das sie als
Event-Programmierung jeweils an einem Wochenende ausstrahlte. In den USA
läuft aktuell die vierte Staffel, eine fünfte Staffel ist bereits
bestellt.
Geschrieben am Dienstag 17 September 2013 um 11:39 von Roland Freist
Amerikanische Fernsehshows parodieren regelmäßig populäre Filme und
Serien. US-Talkmaster Jimmy Fallon hat sich jetzt "Breaking
Bad" vorgenommen: Unter dem Titel "Joking Bad" zeigt das Video
den Aufstieg von Fallon zu einem gefürchteten Gagschreiber, dazu gibt's
Cameo-Auftritte von Bryan Cranston, Bob Odenkirk und Aaron Paul.
Geschrieben am Dienstag 06 August 2013 um 14:15 von Roland Freist
Musical-Aufführungen haben an amerikanischen Schulen eine lange
Tradition. Dieses Video ist jedoch lediglich eine Simulation. Das
Comedy-Duo Rhett & Link
nutzt die Form, um eine der interessantesten, aber auch brutalsten
TV-Serien der letzten Jahre zu parodieren. "Breaking Bad" in einer
Schulaufführung wäre auch in den USA so nicht möglich.
Ein ähnliches Video habe ich in diesem Blog schon einmal vorgestellt.
Damals ging es um eine Schulaufführung von Brian de Palmas "Scarface"
– bitte hier
klicken.
Eine Kritik zu "Breaking Bad" finden Sie hier,
drei Videoessays zu der großartigen Kameraarbeit in der Serie gibt es hier.
Geschrieben am Freitag 11 Januar 2013 um 16:25 von Roland Freist
Verrückte 60er
Neben "Breaking
Bad" (hier meine Kritik)
ist "Mad Men" die zweite große und wichtige TV-Serie der letzten Jahre.
Beide laufen in den USA beim Pay-TV-Sender AMC, der auch die
Zombie-Serie "The
Walking Dead" ausstrahlt.
"Mad Men" spielt in der fiktiven Werbeagentur Sterling Cooper Anfang der
60er Jahre. Von diesem Umfeld leitet sich auch der Titel ab: Einige der
größten amerikanischen Agenturen haben ihren Sitz in der New Yorker
Madison Avenue, Mad Men ist die Bezeichnung, die sich die dort
arbeitenden Werbeleute selbst gerne geben. Hauptperson der Serie ist der
Kreativdirektor von Sterling Cooper, Don Draper, gespielt von Jon Hamm.
Seine Erlebnisse in der Agentur und außerhalb mit seiner schönen Frau
Betty (January Jones, die beste Grace-Kelly-Darstellerin seit Grace
Kelly selbst) und den beiden Kindern sind der rote Faden, der sich durch
die Serie zieht. Dazu kommen verschiedene Nebenhandlungen rund um andere
Beschäftige der Agentur.
Zwei Aspekte sind es, die bei dieser Serie einen "Wow!"-Effekt
verursachen: zum einen die Ausstattungsorgie, die sich der Sender
geleistet hat. Es gibt keine Krawatte, keinen Manschettenknopf, keine
Halskette, kein Kleid, kein Hemd und keinen Anzug, der nicht der Mode
Anfang der 60er Jahre entspricht. Auch jedes Detail der Büro- und
Wohnungseinrichtung, jeder Stuhl, jeder Tisch, jede Vase, jede Lampe ist
entweder ein Original aus der damaligen Zeit oder bis ins kleinste
Detail originalgetreu nachgebaut. Zusammen mit der hohen Qualität der
Bilder, in Farbe und Aufbau phantastisch komponierte Aufnahmen der
Akteure und ihrer Umgebung, entsteht ein hochgradig realistischer
Eindruck von dieser Zeit. Er wird noch verstärkt durch gelegentlich zu
sehende Fernsehbilder etwa von Reden Martin Luther Kings oder von
zeitgenössischen Werbespots.
Diesen Realismus machen sich die Autoren von "Mad Men" rund um den
Produzenten Matthew Weiner zunutze, um den zweiten "Wow!"-Effekt zu
erzielen: Der Zuschauer zieht unwillkürlich Vergleiche zwischen dem
Verhalten der Akteure in den frühen 60ern und den heute üblichen
Verhaltensweisen. Aufgrund der teilweise krassen Unterschiede wird man
immer wieder mit der Nase darauf gestoßen, welche großen
gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten Jahren
vonstattengegangen sind, wie stark sich die Bewertungen vieler
Sachverhalte verändert haben.
Einige Beispiele: In "Mad Men" wird völlig selbstverständlich gesoffen
was die Leber hergibt. Unter dem Führungspersonal gehört es zum guten
Ton, jedem Kollegen, der das Büro betritt, einen Whisky oder Gin
anzubieten, und sei es auch erst zehn Uhr vormittags. Zu diesem Zweck
stehen überall kleine Zimmerbars bereit. Mittags und nach der Arbeit
schüttet man zusätzlich Martinis in sich hinein. Und es wird geraucht:
Don Draper ist genauso wie seine Frau kaum jemals ohne Zigarette zu
sehen. Man raucht in jedem Büro, jeder Wohnung, während geschäftlicher
Besprechungen, aber auch im Fahrstuhl und in Gegenwart der Kinder. Ein
Gesundheitsbewusstsein existiert nicht, der ständige Genuss harter
alkoholischer Getränke gilt als ein Zeichen von Weltläufigkeit.
Auffällig ist auch die Rolle der Frauen. Zu Beginn der ersten Staffel
sind sämtliche Texter und das gesamte Führungspersonal bei Sterling
Cooper männlich. Weiblich sind lediglich die Assistentinnen, die vor den
Büros sitzen und für ihre männlichen Kollegen die Telefonverbindungen
herstellen. Lediglich Peggy Olson (Elisabeth Moss) gelingt es, von der
Sekretärin zur Texterin mit eigenem Büro aufzusteigen. Dafür muss sie
jedoch disziplinierter sein und härter arbeiten als die Männer. Und sie
bezahlt einen hohen Preis für ihren Aufstieg: Nachdem ihr Kollege Pete
Campbell (Vincent Kartheiser) sie geschwängert hat, muss sie die
Schwangerschaft verbergen, darf niemandem etwas davon erzählen und gibt
das Kind schließlich zu Pflegeeltern. Hätte jemand etwas von dem
unehelichen Kind erfahren, wäre das wohl das Ende ihrer Karriere gewesen.
Immer wieder gibt es Szenen, in denen die Frauen privat und beruflich
gedemütigt und von den Männern als Menschen zweiter Klasse behandelt
werden. Das geschieht noch nicht einmal in böser Absicht – es ist
einfach der gesellschaftliche Konsens und reine Gedankenlosigkeit. Aber
in den Augen der Frauen kann man sehen, dass sie beginnen, sich eigene
Gedanken zu machen, und dass es anfängt zu gären. Das Großartige an "Mad
Men" ist dabei, dass die Serie dem Zuschauer die Gedanken der Menschen
verrät, ohne dass sie ausgesprochen werden.
Weitere Themen, die die Serie aufgreift, umfassen beispielsweise den
Umgang mit Homosexuellen – der Chefgrafiker Salvatore Romano (Bryan
Batt) ist schwul und verbirgt das hinter der Fassade einer bürgerlichen
Ehe – oder auch mit Afroamerikanern. Und immer verrät einem "Mad Men"
mindestens genauso viel über die heutige Zeit wie über die Epoche, in
der die Serie spielt.
ZDF neo zeigt derzeit jeden Mittwochabend Wiederholungen der zweiten
und dritten Staffel von "Mad Men". Ab 13. Februar soll die vierte
Staffel ausgestrahlt werden.
Das folgende Video versammelt sämtliche Trinkszenen der Serie und
demonstriert, welche unglaublichen Mengen Alkohol die Darsteller in sich
hineinschütten:
Das nächste Video verspricht einen Zusammenschnitt aller Szenen, in
denen bei "Mad Men" geraucht wird. Aber das stimmt nicht, es sind
erheblich mehr.
Geschrieben am Samstag 24 November 2012 um 10:41 von Roland Freist
Zwei Figuren aus "Breaking
Bad", die man wohl nicht mehr vergessen wird, sind die beiden
mexikanischen Cousins aus Staffel 3, die über die Grenze kommen und Jagd
auf Walter White machen. Die Drehbuchautoren haben sich viel Mühe
gegeben, die Geschichte dieser beiden ebenso haar- wie skrupellosen
Killer auszugestalten. Das Blog Press
Play hat die Szenen mit den beiden Cousins nun zusammengeschnitten
und in die chronologische Reihenfolge gebracht. Das Ergebnis ist ein
rund dreiviertelstündiges Video, das die Geschehnisse in "Breaking Bad"
aus einer komplett anderen Perspektive zeigt. Anschließend hat Press
Play die Filmkritikerin Sheila O'Malley gebeten, ihre Eindrücke von
diesem Film zu schildern – sie hatte zuvor noch nicht eine einzige
Minute der Serie gesehen. Das Ergebnis findet sich hier.
Meine TV-Kritik zu "Breaking Bad" erreichen Sie hier,
unter diesem
Link stehen zudem zwei Videos, die die hervorragende Kameraarbeit in
der Serie dokumentieren.
Geschrieben am Donnerstag 13 September 2012 um 15:52 von Roland Freist
"Breaking
Bad" ist in vielerlei Hinsicht eine großartige Fernsehserie.
Eins der wichtigsten Elemente war bereits ab der ersten Folge die
Kamera, die viele Szenen als wahren Bilderrausch inszenierte, wie man
ihn sonst meist nur in großen Hollywood-Produktionen sieht. Beispiele
zeigt der folgende Zusammenschnitt aus dem ersten Teil von Staffel 5 der
Serie, der in diesem Sommer in den USA lief. Es sind so gut wie keine
Dialoge zu hören, es geht allein um die Bilder. Spoileralarm muss daher
nicht gegeben werden.
Das Video wurde zusammengestellt von dem Musiker Dave Bunting und dem
Journalisten Derek
Hill und wurde im Press-Play-Blog
auf Indiewire
veröffentlicht. Dort findet sich auch ein begleitender
Text zu den Bildern. Meine TV-Kritik zu "Breaking Bad" erreichen Sie
über diesen
Link.
Update: Mittlerweile hat Dave Bunting zusammen mit Gary Sullivan
noch einen Videoessay zur vierten Staffel von "Breaking Bad"
nachgereicht, den begleitenden Text dazu finden Sie hier.
2. Update: Jetzt ist auch ein Einblick in die dritte Staffel
verfügbar, für mich der Höhepunkt der Serie. Den Schnitt hat wieder Dave
Bunting besorgt, den Essay dazu gibt es hier.
Geschrieben am Sonntag 19 August 2012 um 17:20 von Roland Freist
Walter White wechselt auf die dunkle Seite
"Breaking Bad" ist ohne Zweifel eine der besten Fernsehserien nicht nur
des aktuellen Programms, sondern aller Zeiten. Sie erzählt die
Geschichte des Chemielehrers Walter White (Bryan Cranston, "Malcolm
mittendrin"), der unheilbar an Krebs erkrankt und daraufhin
beschließt, Crystal Meth herzustellen, um mit dem Drogengeld seine
Behandlung zu bezahlen und seine Familie finanziell abzusichern. Über
fünf Staffeln hinweg sieht man zu, wie aus einem harmlos wirkenden,
zurückhaltenden Mann aus der unteren Mittelschicht der führende
Drogenproduzent von Albuquerque, New Mexico, wird, ein hochgradig
gefährlicher Krimineller.
Dabei scheint anfangs alles nur ein Spiel zu sein. Die Serie besitzt
einen zuweilen zwar grimmigen, aber immerhin Humor: Um sein schmales
Lehrergehalt aufzubessern, arbeitet White nebenbei in einer
Autowaschanlage, wo er immer wieder auch mal die Wagen seiner Schüler
putzen muss. Erst nachdem bei ihm Krebs festgestellt wird, beginnt er
Meth zu kochen, ein preiswertes, illegales Aufputschmittel, das zu
psychischer Abhängigkeit führt und zu dessen Nebenwirkungen
Persönlichkeitsveränderungen und Zahnausfall gehören. Als Gehilfen
heuert er ausgerechnet einen ehemaligen Schüler von sich an, einen
Jungen namens Jesse Pinkman (Aaron Paul), dem er in Chemie eine Fünf
gegeben hatte. Jesse ist ein Junkie und verhilft Walter White mit seinem
Insiderwissen über die Drogenszene von Albuquerque zu ersten
Verkaufserfolgen. Seiner Frau Skyler (Anna Gunn) und seinem behinderten
Sohn Walter Jr. (RJ Mitte) erzählt White zunächst nichts von seiner
neuen Einnahmequelle. Ein witziger Einfall der Drehbuchschreiber ist,
dass Walters Schwager Hank Schrader (Dean Norris) ein ziemlich
abgebrühter Agent der Antidrogen-Behörde DEA ist.
Doch was zunächst wie eine Serie über Walters Abenteuer in der
Drogenwelt aussieht, entwickelt recht schnell immer düsterere Töne. Zwar
kann sich Walter White mit dem Drogengeld eine erstklassige medizinische
Behandlung bei einem der besten Onkologen der USA leisten. Doch damit
der Geldfluss nicht abreißt, ist er gezwungen zu morden, er muss
Konkurrenten und bezahlte Killer aus dem Weg räumen, wenn er nicht
Gefahr laufen will, mit seinen Geschäften aufzufliegen. Er sieht aber
auch tatenlos zu, als Jesses Freundin an ihrem Erbrochenen erstickt, und
er verstrickt sich gegenüber seiner Familie immer mehr in Lügen und
gefährdet damit seine Ehe. Spätestens ab der dritten Staffel wird ihm
auch immer mehr das Schicksal der Crystal-Meth-Süchtigen bewusst, die
von seinen Drogen zugrunde gerichtet werden. Immer deutlicher wird, dass
der Preis für Walter Whites Überleben der Tod der anderen ist.
Der Name des Protagonisten, Walter White, deutet darauf hin, dass der
Erfinder der Serie, Vince Gilligan, ehemals Produzent von "Akte
X", ursprünglich im Sinn hatte, mithilfe einer exemplarischen
Figur die Angst des amerikanischen Mittelstands vor dem Abrutschen ins
Prekariat zu beschreiben und zu zeigen, wie diese soziale Ungewissheit
einen Menschen kriminell werden lässt. Doch dieses Konstrukt hat von
Anfang an nicht so recht funktioniert, denn White ist als
festangestellter Lehrer natürlich krankenversichert. Die Behandlung
seiner Krebserkrankung würde von der Kasse bezahlt, der Aufbau einer
illegalen Drogenküche wäre an und für sich nicht notwendig. Als Kritik
am amerikanischen Gesundheitswesen ist die Serie daher ebenfalls nicht
geeignet. Die erste Staffel baut daher die Hilfskonstruktion auf, dass
der Spezialist, bei dem sich White in Behandlung begibt, so teuer ist,
dass die Krankenversicherung die Kosten nicht übernimmt.
Doch je weiter die Serie voranschreitet, desto mehr weichen die
Drehbuchautoren von der ursprünglichen Konzeption ab. Tatsächlich belügt
sich Walter White mit der Entschuldigung für seine Taten (er muss seine
Behandlung bezahlen und will, dass seine Familie nach seinem Tod
materiell versorgt ist) nur selbst. Denn zum einen bietet ihm ein
reicher Freund an, die Schecks an das Krankenhaus zu übernehmen, koste
es, was es wolle. Zum anderen findet seine Frau Skyler, eine gelernte
Buchhalterin, schon bald nach der Geburt ihres zweiten Kindes in der
zweiten Staffel wieder einen gut bezahlten Job. Ein materieller Notstand
ist daher auch nach dem Tod von Walter nicht zu erwarten. Aufgrund
seiner Lügen ist seine Ehe zudem schon längst am Ende, seine Frau will
sich scheiden lassen. Bis es in der dritten Staffel auch bei ihr zu
einer 180-Grad-Drehung kommt: Längst hat sie erfahren, worin die
Nebentätigkeit ihres Mannes besteht und wie viel Geld er damit verdient.
Und plötzlich beginnt auch sie eine Lügenkonstruktion aufzubauen, um mit
den Hunderttausenden von Dollars, die Walter nach Hause bringt, der
Familie ihrer Schwester helfen zu können, deren Mann, der DEA-Agent,
schwer verletzt im Krankenhaus liegt.
"Breaking Bad" zeigt, wie einfach der Übergang von einem gesetzestreuen,
bürgerlichen Leben zu einer kriminellen Existenz ist. Walter White
kämpft immer weniger gegen den Krebs und immer häufiger gegen
konkurrierende Dealer und Mafia-Organisationen. Immer mehr Menschen
werden zu seinen Opfern, und das zunehmend mit Duldung durch seine Frau.
Beide wollen die Drogengelder jedoch nicht verwenden, um damit eigenen
Luxus zu finanzieren, sondern um der eigenen Familie zu helfen und sie
zu schützen – selbst wenn das objektiv gesehen nicht notwendig wäre.
Zynischer ist die angebliche Keimzelle der Gesellschaft wohl noch nie
gezeigt worden.
Zum Glück vermeidet die Serie dabei einen belehrenden Tonfall. "Breaking
Bad" ist eine spannende Krimi- und Familienserie, bei der der Kontrast
zwischen der düsteren, pessimistischen Stimmung und dem grellen, klaren
Licht von New Mexico oftmals surrealistische Bilder erzeugt. Zu Recht
wurde die Nachbearbeitung der Bilder bereits zweimal mit dem
Fernsehpreis Emmy ausgezeichnet, die durchweg hervorragende Kameraarbeit
wurde mehrfach für Auszeichnungen nominiert. Zusammen mit der hohen
Qualität der Drehbücher und den ausgezeichneten Schauspielern – Bryan
Cranston bekam bislang schon drei Emmys, dazu kommt einer für Aaron Paul
– ist daraus ein Gesamtpaket entstanden, das momentan alle anderen
Fernsehprogramme überstrahlt.
In Deutschland und Frankreich liegen die Free-TV-Rechte an "Breaking
Bad" bei Arte,
das die Staffeln 1 bis 3 in Doppelfolgen ausgestrahlt hat. Staffel 4
wechselt auf einen neuen Sendeplatz am Freitagabend und wird ab dem 2.
November 2012 gezeigt. Alle vier Staffeln sind bereits in deutscher
Übersetzung auf DVD erhältlich. In den USA läuft derzeit die fünfte und
letzte Staffel. Als Ergänzung zu diesem Artikel finden Sie in diesem
Blog unter diesem
Link ein Video mit Szenen aus "Breaking Bad", die die hervorragende
Kameraarbeit demonstrieren.