Geschrieben am Freitag 28 September 2012 um 17:19 von Roland Freist
Der berühmteste Satz aus "Apocalypse
Now" ist zugleich einer der bekanntesten Sätze der
Filmgeschichte: "I love the smell of napalm in the morning" ("Ich liebe
den Geruch von Napalm am Morgen"), gesprochen von Lieutenant Colonel
Bill Kilgore (Robert Duvall). Er taucht in zahlreichen Filmen und
Fernsehserien als Zitat wieder auf, häufig in abgewandelter Form oder
ironisch eingesetzt. Die beiden folgenden Videos zeigen einige
Beispiele, zu Beginn des ersten Films wird auch noch einmal die
Originalszene vorgeführt. Erstaunlich ist, wie oft der Satz in Filmen
für Kinder auftaucht, obwohl sie "Apocalypse Now" mit einiger Sicherheit
(noch) nicht gesehen haben. Zusammengestellt wurden die beiden Supercuts
von dondrapersayswhat,
von dem ich in diesem Blog bereits das
gleichnamige Video mit Szenen aus "Mad
Men" vorgestellt hatte.
Update: Leider musste ich das von Youtube übernommene Video durch
eine im Format deutlich kleinere Kopie von einer anderen Website
ersetzen, da das Original aus unerfindlichen Gründen für deutsche
Anwender nicht mehr verfügbar ist.
Geschrieben am Montag 17 September 2012 um 17:23 von Roland Freist
Liebe bis in den Tod
Ein altes Ehepaar in Paris, beide in ihren 80ern. Sie, Anne (Emmanuelle
Riva), war früher Konzertpianistin und gab Klavierunterricht, er,
Georges (Jean-Louis Trintignant), hatte beruflich vermutlich ebenfalls
mit Musik zu tun. Sie leben in einer Altbauwohnung mit altmodischen
Möbeln aus dunklem Holz, umringt von Tausenden von Büchern, Platten und
CDs, mit klassischen Ölgemälden an der Wand und einem Wandteppich im
Flur. Es gibt eine Stereoanlage, aber weder Fernseher noch Computer.
Finanziell haben sie ausgesorgt, Geld ist kein Thema. Sie lesen viel,
gehen ins Theater, ab und zu bekommen sie Besuch von ihrer Tochter Eva
(Isabelle Huppert) oder auch einem ehemaligen Schüler.
Die Beiden sind offensichtlich schon seit vielen Jahren verheiratet. Man
erkennt das an den Routinen, die sie über die Jahre hinweg aufgebaut
haben, an der Art, wie sie miteinander reden und sich ansehen, wie sie
wissen, was der andere denkt, ohne dass es ausgesprochen werden müsste.
Es ist ein sehr zärtlicher und liebevoller Umgang.
Eines Tages wird bei Anne eine Verkalkung der Halsschlagader
festgestellt. Die folgende Operation geht schief, von fort an ist sie
halbseitig gelähmt und muss im Rollstuhl sitzen. Beide reagieren sehr
rational auf die neue Situation. Sie versuchen, ihr bisheriges Leben so
gut es geht weiterzuführen – die gemeinsamen Mahlzeiten, das Schlafen in
einem Bett – doch sie wissen, dass sich Annes Zustand vermutlich
verschlechtern wird.
Nach einem zusätzlichen Schlaganfall kann Anne dann kaum noch sprechen,
zudem ist sie nur noch selten bei klarem Bewusstsein. Sie muss nun den
ganzen Tag im Bett liegen und braucht eine Krankenschwester, die sie
regelmäßig versorgt. Georges ist überfordert, die gewohnten Routinen im
Zusammenleben mit seiner Frau funktionieren nicht mehr. Er wird
ungerecht gegenüber seinen Mitmenschen, auch seiner Frau gegenüber,
verliert die Nerven, wenn sie sich nicht füttern lassen will. Er
schottet sich und sie zunehmend von der Umwelt ab und will niemanden
mehr zu ihr lassen.
"Liebe" zeigt zwei Menschen nach einer langjährigen und offenbar
glücklichen Beziehung am Ende ihres Lebens. Es ist ein
bildungsbürgerlicher Idealzustand, den Regisseur Michael Haneke ("Das
weiße Band") hier vorführt, der verständnis- und
respektvolle Umgang miteinander, Theaterbesuche, Gespräche über
Literatur, das gemeinsame Interesse für Musik etc. Dann die beiden
Schlaganfälle, die diese Idylle zerstören. In "Liebe" sieht man, wie
Menschen reagieren, wenn sie mit einem solchen Ereignis konfrontiert
werden. Anne und Georges sind zwei feinfühlige, gebildete
Persönlichkeiten, seit vielen Jahrzehnten ein Paar: Was geschieht, wenn
einer der Partner langsam verschwindet und für den anderen zu einer
nicht mehr zu bewältigenden Last wird?
Michael Haneke erzählt diese Geschichte in langen, ruhigen Einstellungen
und ohne auch nur eine Sekunde auf die Tränendrüse zu drücken. Der Ton
des Films ist genauso kultiviert und kontrolliert wie die Charaktere,
die er zeigt. Es ist ein Kammerspiel, mit Ausnahme einer Szene zu Anfang
spielt sich alles in der etwas dunklen Wohnung ab. Michael Haneke hat
für den Film seine Privatwohnung zur Verfügung gestellt, ihre Räume
liefern die Kulissen für ungemein eindrucksvolle Bilder. Und Trintignant
demonstriert, dass er immer noch ein großartiger Schauspieler ist.
Doch trotz der meisterhaften Regie und der dichten Atmosphäre habe ich
mich nach etwa einer Stunde bei einem Blick auf die Uhr ertappt. Georges
erklärt zwischendurch, der Krankheitsverlauf seiner Frau sei
vorhersehbar. Das Gleiche gilt für die Handlung – es geschieht
weitgehend genau das, was man erwartet. "Liebe" konzentriert sich auf
die innere Entwicklung der beiden Hauptpersonen und insbesondere auf die
von Georges. Doch auch sein Verhalten ist letztlich nicht überraschend.
So ist "Liebe" ein Film geworden, den man wegen seiner genauen
Beobachtungen, der eindrucksvollen Atmosphäre und den tollen
Schauspielern genießt, der jedoch inhaltlich wenig Neues zu bieten hat.
Geschrieben am Samstag 15 September 2012 um 17:19 von Roland Freist
Wenn man unter www.google.com/webhp?hl=en,
also in der englischen (und englischsprachigen!) Version der
Suchmaschine, "bacon number" (ohne Anführungszeichen) plus den Vor- und
Nachnamen eines Schauspielers eingibt, zeigt Google dessen Bacon-Zahl
an. Sie gibt an, über wie viele Stationen ein Schauspieler mit dem
Amerikaner Kevin Bacon ("Flatliners",
"Mystic
River") verbunden ist. Til Schweiger etwa hat eine Bacon Number
von 2 – Schweiger gehörte zusammen mit Michael Fassbender zum Cast von "Inglourious
Basterds", Fassbender wiederum war zusammen mit Kevin Bacon in "X-Men:
Erste Entscheidung" zu sehen. In der Wikipedia ist der
Bacon-Zahl ein eigener Artikel gewidmet. Hier finden Sie die deutsche
Version, hier den ausführlicheren englischen
Text.
Geschrieben am Donnerstag 13 September 2012 um 15:52 von Roland Freist
"Breaking
Bad" ist in vielerlei Hinsicht eine großartige Fernsehserie.
Eins der wichtigsten Elemente war bereits ab der ersten Folge die
Kamera, die viele Szenen als wahren Bilderrausch inszenierte, wie man
ihn sonst meist nur in großen Hollywood-Produktionen sieht. Beispiele
zeigt der folgende Zusammenschnitt aus dem ersten Teil von Staffel 5 der
Serie, der in diesem Sommer in den USA lief. Es sind so gut wie keine
Dialoge zu hören, es geht allein um die Bilder. Spoileralarm muss daher
nicht gegeben werden.
Das Video wurde zusammengestellt von dem Musiker Dave Bunting und dem
Journalisten Derek
Hill und wurde im Press-Play-Blog
auf Indiewire
veröffentlicht. Dort findet sich auch ein begleitender
Text zu den Bildern. Meine TV-Kritik zu "Breaking Bad" erreichen Sie
über diesen
Link.
Update: Mittlerweile hat Dave Bunting zusammen mit Gary Sullivan
noch einen Videoessay zur vierten Staffel von "Breaking Bad"
nachgereicht, den begleitenden Text dazu finden Sie hier.
2. Update: Jetzt ist auch ein Einblick in die dritte Staffel
verfügbar, für mich der Höhepunkt der Serie. Den Schnitt hat wieder Dave
Bunting besorgt, den Essay dazu gibt es hier.
Geschrieben am Donnerstag 06 September 2012 um 21:49 von Roland Freist
Tanz der Zombies
Was macht man mit so einem Film? "The Cabin in the Woods" beginnt wie
ein herkömmlicher Teenager-Horrorfilm, wechselt dann aber die Richtung,
schlägt gleich darauf einen Haken und dann noch einen und noch einen und
noch einen. Zum Schluss ist dann alles, aber auch wirklich alles egal,
und die Handlung hat auch die letzten Reste an Glaubwürdigkeit verloren,
die sie während der ersten halben Stunde noch besaß. Unterhaltsam war’s
trotzdem.
Zu Anfang sehen wir eine Gruppe von fünf Studenten, die gemeinsam ein
Wochenende in einer alten Blockhütte verbringen wollen. Da gibt es die
gut aussehende Sportskanone Curt (Chris "Thor"
Hemsworth), seine hübsche, extrovertierte Freundin Jules, Curts guten,
unter Genieverdacht stehenden Kumpel Marty, Jules‘ etwas schüchterne
beste Freundin Dana sowie den ewig bekifften Freak Holden. Schon bald
nachdem sie bei der Hütte angekommen sind, stoßen sie auf einen Keller,
in dem seltsame Artefakte aufbewahrt sind. Dana beginnt, in einem mehr
als hundert Jahre alten Tagebuch zu schmökern. Und nachdem sie die
letzten, lateinischen Zeilen laut vorgelesen hat, geht der Tanz los. Bis
hierher scheint das Handlungsmuster aus altbekannten Horrorstreifen à la "Tanz
der Teufel" übernommen worden zu sein. Doch dann kommt es
plötzlich anders.
Dass dieser Film nicht den üblichen Genre-Konventionen folgen wird,
deutet sich jedoch schon früher an. Denn sobald die Gruppe in die Nähe
der Hütte kommt, wechselt ein Schnitt in ein unterirdisches
Kontrollzentrum, wo zwei Techniker (Richard Jenkins und Bradley
Whitford) die Aktionen der Studenten nicht nur an mehreren Monitoren
verfolgen, sondern sie sogar manipulieren. Doch welchem Zweck das dient,
wird erst am Ende klar.
"The Cabin in the Woods" ist die Pop-Version eines Gruselfilms. Alle
paar Minuten wechselt er die Genres, wirft fröhlich alles an Figuren,
Motiven, Zitaten in einen großen Zaubertopf, rührt kräftig um und
beschwört dabei die Götter des Horrorfilms, von George A. Romero über
Tobe Hooper, Sam Raimi und Clive Barker bis hin zu Stephen Norrington,
Neil Marshall oder auch Joss Whedon. Der hat übrigens zusammen mit Drew
Goddard ("Alias",
"Lost")
das Drehbuch geschrieben und den Film auch produziert. Dass er dabei
einige Verweise auf seine Erfolgsserie "Buffy"
eingebaut hat, nimmt man ihm nicht krumm.
Das Ergebnis macht Spaß und ist an einigen Stellen auch recht effektiv.
Für einen Film, der so fröhlich und leicht über die Genregrenzen
springt, ist er allerdings zu blutig und teilweise auch zu zynisch
geraten, der Tonfall will nicht recht zu den Bildern passen. Auch die
Handlung, die sich um plausible Erklärungen keinen Deut schert und immer
dann, wenn sie in eine Sackgasse geraten ist, einfach eine weitere
Geheimtür öffnet, würde sich mit einer Horrorkomödie besser vertragen.
Aber sei’s drum. "The Cabin in the Woods" ist originell und mit viel
Liebe und wehmütigen Erinnerungen an gruselige Kinoerlebnisse
inszeniert. Und das ist doch immerhin etwas.
Geschrieben am Montag 03 September 2012 um 0:51 von Roland Freist
Ein schöner Supercut mit Filmen über die Prohibitionszeit in den 20er
und 30er Jahren, zusammengestellt von Jason
Bailey und präsentiert auf Flavorwire,
wo es auch eine Liste der verwendeten Filme gibt. Die Musik ist von
Outkast und heißt "PJ & Rooster".