Geschrieben am Dienstag 28 August 2012 um 17:10 von Roland Freist
Kino ist unter anderem deshalb so toll, weil sich die Macher über die
Jahrzehnte hinweg immer wieder neue technische Tricks einfallen lassen
mussten, um bestimmte Szenen überhaupt zu vertretbaren Kosten drehen zu
können. Selbst heute, wo die digitale Technik alles Denkbare auch
möglich macht, setzen die Filmcrews immer noch gerne die guten, alten
Modelle ein, um ihre Schauplätze zu realisieren. Die folgenden drei
Bilderstrecken zeigen Aufnahmen von den Sets einiger der berühmtesten
Filme der letzten Dekaden.
25 Setfotos von "E.T."
bis "Videodrome".
Mein Favorit ist die Nummer 19 mit den beiden Darstellern aus "Planet
der Affen". Weitere Fotos gibt's bei Flavorwire.
Geschrieben am Freitag 24 August 2012 um 22:28 von Roland Freist
Erinnerungen an Schwarzenegger
Wenn man alles sein könnte, was man will – würde man sich dann
ausgerechnet für einen Doppelagenten entscheiden? Für einen Mann, der
permanent gezwungen ist, seine gesamte Umgebung zu täuschen und zu
belügen, um nicht aufzufliegen? Der daher unter einem enormen
psychischen Stress steht? Wohl kaum.
Um so seltsamer erscheint es, dass genau dies die Rolle ist, die Douglas
Quaid (Colin Farrell) für sich aussucht. Er arbeitet am Ende des 21.
Jahrhunderts in einer Roboterfabrik. Nachdem sich in den vergangenen
Jahrzehnten die meisten Länder gegenseitig mit Chemiewaffen ausgelöscht
haben, sind nur noch zwei bewohnbare Gebiete übriggeblieben: ein von
England aus regiertes Rest-Europa sowie Australien, das in alter
britischer Tradition nur als "die Kolonie" bezeichnet wird und aussieht
wie LA in "Blade
Runner": Es regnet ständig, und die Mehrheit der Bewohner
scheinen Asiaten zu sein. Quaid lebt in der Kolonie, arbeitet jedoch in
London, das mit Australien über einen Tunnel quer durch den Erdball
verbunden ist. Um auf die andere Seite des Planeten zu gelangen, steigt
er jeden Morgen in eine mächtige Kapsel, genannt The Fall, die ihn und
andere Reisende in 17 Minuten auf die andere Seite bringt, Umkehrung des
Erdmagnetfelds inklusive. Abends kehrt er auf die gleiche Weise wieder
zurück zu seiner schönen Frau Lori (Kate Beckinsale).
Bitte jetzt nicht anfangen zu rechnen, welche Geschwindigkeit eine
Kapsel erreichen müsste, um rund 12700 Kilometer Erddurchmesser in 17
Minuten zurückzulegen und welche Beschleunigungswerte dazu notwendig
wären. Logik und Plausibilität gehören nicht zu den Stärken dieses Films.
Eines Abends, nach einer frustrierten Zechtour mit seinem Kumpel Harry
(Bokeem Woodbine), beschließt Quaid, noch bei Rekall vorbeizuschauen,
einem Unternehmen, das sich auf synthetische Träume spezialisiert hat.
Der Kunde sucht sich eine Rolle aus, eben beispielsweise einen
Geheimagenten, und erlebt dann im künstlichen Schlafzustand die
wildesten Abenteuer. Doch bei ihm geht etwas schief – seine Actionfigur
aus dem Traum kollidiert offenbar mit tatsächlich erlebten
Geschehnissen, an die er sich jedoch nicht mehr erinnern kann. Douglas
Quaid ist nicht die Person, für die er sich hält. Das bestätigt ihm dann
auch bald seine Freundin Melina, gespielt von Jessica Biel, die hier mal
wieder ihr seltsam sicheres Gespür für Rollen in maximal
durchschnittlichen Filmen beweist.
Die erste Version von "Total
Recall" aus dem Jahr 1990 mit Arnold Schwarzenegger in der
Hauptrolle konzentrierte sich auf die Frage nach der Identität ihrer
Hauptperson. Wer und was Douglas Quaid wirklich ist, Rebell oder
eingeschleuster Verräter, ob er also gut ist oder böse, ließ Regisseur
Paul Verhoeven bis zum Schluss offen. Der Zuschauer meinte zwar, die
wahre Identität zu kennen, doch der Reiz war, dass bis zum Schluss immer
ein kleiner Rest Zweifel bestehen blieb.
Der neue "Total Recall" von Len Wiseman ("Underworld",
"Stirb
langsam 4.0") ist dagegen in erster Linie ein
Science-Fiction-Actionfilm. Er übernimmt zwar die Doppelagenten-Story,
macht aber kein Hehl daraus, dass für ihn die Frage nach dem wahren
Wesen seines Helden bestenfalls zweitrangig ist. Im Vordergrund steht
die Action: Eine Verfolgungsjagd geht nach nur wenigen Minuten Pause in
die nächste über, jedes Feuergefecht wird in kürzester Zeit durch ein
weiteres abgelöst. Auf die Dauer ist das etwas eintönig.
Der Film wäre ein Flop, wenn er nicht ein grandioses Gespür für Räume
und gleichzeitig viel visuelle Phantasie hätte. Vor allem die Szenen in
London sind grandios, die Flüge durch die City, die sich auf mehreren
Ebenen Hunderte Meter in die Höhe erhebt, mit Straßen, Schienen,
öffentlichen Plätzen, historischen und modernen Gebäuden, mit
Fußgängern, Flugmobilen und Hubschraubern. Bei den Verfolgungsjagden
wechseln Jäger und Gejagte ständig die Richtung, fliegen, rennen, fahren
nach vorne, hinten, rechts, links, oben und unten. Das ist toll gemacht
und beeindruckend in Szene gesetzt. Wenn doch nur die Story da mithalten
könnte.
Geschrieben am Montag 20 August 2012 um 15:15 von Roland Freist
Kaum ein Schauspieler der letzten Jahrzehnte war wohl so umstritten wie
Mickey Rourke. Und kaum einer hat sich in dieser Zeit so verändert wie
er, aus dem smarten Jungen mit dem Schlafzimmerblick ist ein
aufgedunsener, muskelbepackter Koloss mit großporiger Haut geworden, die
perfekte Besetzung für den alternden Show-Ringer in "The
Wrestler". Aus Anlass seines 60. Geburtstags am 16. September
hat der Filmjournalist Jason Bellamy in seinem
Blog unter dem Titel "Mickey Rourke: Highs and Lows" einen
Zusammenschnitt mit Szenen aus Rourkes bekanntesten Filmen
veröffentlicht. Dazu gibt es hier
einen begleitenden Text. Die Titel der verwendeten Filme und die Musik
werden am Schluss des Videos aufgeführt.
Geschrieben am Sonntag 19 August 2012 um 17:20 von Roland Freist
Walter White wechselt auf die dunkle Seite
"Breaking Bad" ist ohne Zweifel eine der besten Fernsehserien nicht nur
des aktuellen Programms, sondern aller Zeiten. Sie erzählt die
Geschichte des Chemielehrers Walter White (Bryan Cranston, "Malcolm
mittendrin"), der unheilbar an Krebs erkrankt und daraufhin
beschließt, Crystal Meth herzustellen, um mit dem Drogengeld seine
Behandlung zu bezahlen und seine Familie finanziell abzusichern. Über
fünf Staffeln hinweg sieht man zu, wie aus einem harmlos wirkenden,
zurückhaltenden Mann aus der unteren Mittelschicht der führende
Drogenproduzent von Albuquerque, New Mexico, wird, ein hochgradig
gefährlicher Krimineller.
Dabei scheint anfangs alles nur ein Spiel zu sein. Die Serie besitzt
einen zuweilen zwar grimmigen, aber immerhin Humor: Um sein schmales
Lehrergehalt aufzubessern, arbeitet White nebenbei in einer
Autowaschanlage, wo er immer wieder auch mal die Wagen seiner Schüler
putzen muss. Erst nachdem bei ihm Krebs festgestellt wird, beginnt er
Meth zu kochen, ein preiswertes, illegales Aufputschmittel, das zu
psychischer Abhängigkeit führt und zu dessen Nebenwirkungen
Persönlichkeitsveränderungen und Zahnausfall gehören. Als Gehilfen
heuert er ausgerechnet einen ehemaligen Schüler von sich an, einen
Jungen namens Jesse Pinkman (Aaron Paul), dem er in Chemie eine Fünf
gegeben hatte. Jesse ist ein Junkie und verhilft Walter White mit seinem
Insiderwissen über die Drogenszene von Albuquerque zu ersten
Verkaufserfolgen. Seiner Frau Skyler (Anna Gunn) und seinem behinderten
Sohn Walter Jr. (RJ Mitte) erzählt White zunächst nichts von seiner
neuen Einnahmequelle. Ein witziger Einfall der Drehbuchschreiber ist,
dass Walters Schwager Hank Schrader (Dean Norris) ein ziemlich
abgebrühter Agent der Antidrogen-Behörde DEA ist.
Doch was zunächst wie eine Serie über Walters Abenteuer in der
Drogenwelt aussieht, entwickelt recht schnell immer düsterere Töne. Zwar
kann sich Walter White mit dem Drogengeld eine erstklassige medizinische
Behandlung bei einem der besten Onkologen der USA leisten. Doch damit
der Geldfluss nicht abreißt, ist er gezwungen zu morden, er muss
Konkurrenten und bezahlte Killer aus dem Weg räumen, wenn er nicht
Gefahr laufen will, mit seinen Geschäften aufzufliegen. Er sieht aber
auch tatenlos zu, als Jesses Freundin an ihrem Erbrochenen erstickt, und
er verstrickt sich gegenüber seiner Familie immer mehr in Lügen und
gefährdet damit seine Ehe. Spätestens ab der dritten Staffel wird ihm
auch immer mehr das Schicksal der Crystal-Meth-Süchtigen bewusst, die
von seinen Drogen zugrunde gerichtet werden. Immer deutlicher wird, dass
der Preis für Walter Whites Überleben der Tod der anderen ist.
Der Name des Protagonisten, Walter White, deutet darauf hin, dass der
Erfinder der Serie, Vince Gilligan, ehemals Produzent von "Akte
X", ursprünglich im Sinn hatte, mithilfe einer exemplarischen
Figur die Angst des amerikanischen Mittelstands vor dem Abrutschen ins
Prekariat zu beschreiben und zu zeigen, wie diese soziale Ungewissheit
einen Menschen kriminell werden lässt. Doch dieses Konstrukt hat von
Anfang an nicht so recht funktioniert, denn White ist als
festangestellter Lehrer natürlich krankenversichert. Die Behandlung
seiner Krebserkrankung würde von der Kasse bezahlt, der Aufbau einer
illegalen Drogenküche wäre an und für sich nicht notwendig. Als Kritik
am amerikanischen Gesundheitswesen ist die Serie daher ebenfalls nicht
geeignet. Die erste Staffel baut daher die Hilfskonstruktion auf, dass
der Spezialist, bei dem sich White in Behandlung begibt, so teuer ist,
dass die Krankenversicherung die Kosten nicht übernimmt.
Doch je weiter die Serie voranschreitet, desto mehr weichen die
Drehbuchautoren von der ursprünglichen Konzeption ab. Tatsächlich belügt
sich Walter White mit der Entschuldigung für seine Taten (er muss seine
Behandlung bezahlen und will, dass seine Familie nach seinem Tod
materiell versorgt ist) nur selbst. Denn zum einen bietet ihm ein
reicher Freund an, die Schecks an das Krankenhaus zu übernehmen, koste
es, was es wolle. Zum anderen findet seine Frau Skyler, eine gelernte
Buchhalterin, schon bald nach der Geburt ihres zweiten Kindes in der
zweiten Staffel wieder einen gut bezahlten Job. Ein materieller Notstand
ist daher auch nach dem Tod von Walter nicht zu erwarten. Aufgrund
seiner Lügen ist seine Ehe zudem schon längst am Ende, seine Frau will
sich scheiden lassen. Bis es in der dritten Staffel auch bei ihr zu
einer 180-Grad-Drehung kommt: Längst hat sie erfahren, worin die
Nebentätigkeit ihres Mannes besteht und wie viel Geld er damit verdient.
Und plötzlich beginnt auch sie eine Lügenkonstruktion aufzubauen, um mit
den Hunderttausenden von Dollars, die Walter nach Hause bringt, der
Familie ihrer Schwester helfen zu können, deren Mann, der DEA-Agent,
schwer verletzt im Krankenhaus liegt.
"Breaking Bad" zeigt, wie einfach der Übergang von einem gesetzestreuen,
bürgerlichen Leben zu einer kriminellen Existenz ist. Walter White
kämpft immer weniger gegen den Krebs und immer häufiger gegen
konkurrierende Dealer und Mafia-Organisationen. Immer mehr Menschen
werden zu seinen Opfern, und das zunehmend mit Duldung durch seine Frau.
Beide wollen die Drogengelder jedoch nicht verwenden, um damit eigenen
Luxus zu finanzieren, sondern um der eigenen Familie zu helfen und sie
zu schützen – selbst wenn das objektiv gesehen nicht notwendig wäre.
Zynischer ist die angebliche Keimzelle der Gesellschaft wohl noch nie
gezeigt worden.
Zum Glück vermeidet die Serie dabei einen belehrenden Tonfall. "Breaking
Bad" ist eine spannende Krimi- und Familienserie, bei der der Kontrast
zwischen der düsteren, pessimistischen Stimmung und dem grellen, klaren
Licht von New Mexico oftmals surrealistische Bilder erzeugt. Zu Recht
wurde die Nachbearbeitung der Bilder bereits zweimal mit dem
Fernsehpreis Emmy ausgezeichnet, die durchweg hervorragende Kameraarbeit
wurde mehrfach für Auszeichnungen nominiert. Zusammen mit der hohen
Qualität der Drehbücher und den ausgezeichneten Schauspielern – Bryan
Cranston bekam bislang schon drei Emmys, dazu kommt einer für Aaron Paul
– ist daraus ein Gesamtpaket entstanden, das momentan alle anderen
Fernsehprogramme überstrahlt.
In Deutschland und Frankreich liegen die Free-TV-Rechte an "Breaking
Bad" bei Arte,
das die Staffeln 1 bis 3 in Doppelfolgen ausgestrahlt hat. Staffel 4
wechselt auf einen neuen Sendeplatz am Freitagabend und wird ab dem 2.
November 2012 gezeigt. Alle vier Staffeln sind bereits in deutscher
Übersetzung auf DVD erhältlich. In den USA läuft derzeit die fünfte und
letzte Staffel. Als Ergänzung zu diesem Artikel finden Sie in diesem
Blog unter diesem
Link ein Video mit Szenen aus "Breaking Bad", die die hervorragende
Kameraarbeit demonstrieren.
Geschrieben am Donnerstag 16 August 2012 um 15:40 von Roland Freist
Der ultimative Clip eines Film-Verrückten: "Baby Got Back" von Sir
Mix-A-Lot zusammengeschnitten aus 295 Filmen. Die Namen lassen sich als
Untertitel einblenden.
Geschrieben am Dienstag 14 August 2012 um 11:23 von Roland Freist
Intelligentes Design
Im Regiekommentar zur "Alien"-DVD
erzählte Ridley Scott im Jahr 2000, dass er gerne noch einen Teil 5 oder
6 der "Alien"-Reihe drehen würde. Darin solle es um die Geschichte des
versteinerten Raumfahrers gehen, den Ripley und ihr Team von der
Nostromo im Film gefunden hatten. Er wolle herausfinden, wer diese Wesen
sind. Zwölf Jahre später ist daraus nun ein Film geworden.
Man kann über "Prometheus" nicht sprechen, ohne auf "Alien" einzugehen,
einen Meilenstein des Science-Fiction-Genres. Zwar hat das ursprünglich
als reines Prequel geplante Werk im Laufe der Entstehungsgeschichte ein
Eigenleben entwickelt und funktioniert heute auch, wenn man die
"Alien"-Filme nicht gesehen hat. Doch die Bezüge sind eindeutig.
Am Anfang steht ein Schöpfungsakt. Man sieht ein bleiches,
menschenähnliches Wesen in einer kargen Landschaft an einem Wasserfall,
über ihm schwebt ein Raumschiff. Er trinkt irgendeinen Glibberkram aus
einem kleinen Becher und beginnt in kürzester Zeit zu zerfallen, sein
Körper löst sich komplett auf. Sogar seine DNS-Stränge werden in Stücke
gerissen und vom Wasser weggespült. So soll es also gewesen sein als das
organische Leben auf die Erde kam.
Der Film wechselt ins letzte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Nachdem in
verschiedenen Höhlen rund um den Globus jahrtausendealte Zeichnungen
einer weit entfernten Sternenkonstellation gefunden wurden, finanziert
die Firma Weyland Industries eine Erkundungsexpedition zu einem Mond,
der in diesem System um den einzigen Planeten kreist. Geleitet wird die
Expedition von Meredith Vickers (Charlize Theron), die wenig Hehl daraus
macht, dass sie die Mission für rausgeschmissenes Geld hält. Doch die
Wissenschaftler an Bord hoffen, Spuren einer außerirdischen Lebensform
zu finden. Die Chef-Wissenschaftlerin Elizabeth Shaw (Noomi Rapace)
glaubt sogar, dass sie auf eine Spezies treffen könnten, die das Leben
auf der Erde und damit die Menschen erschaffen hat.
Als das Raumschiff namens Prometheus auf dem Mond ankommt, stößt die
Besatzung dort auf eine Pyramide, die den Zugang bildet zu einem
riesigen Höhlensystem, gefüllt mit guter, atembarer Luft. In den Höhlen
stolpern die Wissenschaftler schon bald über die Leichen außerirdischer
Wesen, deren DNS, wie sich später herausstellt, identisch ist mit der
des Menschen. Und es gibt einen Raum mit großen, urnenähnlichen Gefäßen,
die mit einer schwarzen, ölartigen Flüssigkeit gefüllt sind. Wie nicht
anders zu erwarten, werden in der Folge grundlegende Quarantäne-Regeln
missachtet, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Nachdem der
menschenähnliche Roboter David (Michael Fassbender) Shaws Kollegen und
Freund Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) einen kleinen Tropfen von
dem Öl verabreicht hat, wird der zum Berserker und beginnt, die anderen
Besatzungsmitglieder umzubringen. Doch die größere Gefahr geht aus von
reptilienartigen Tieren, die in dieser Flüssigkeit leben – sie dringen
in ihre menschlichen Opfer ein und benutzen sie als Wirte für ihren
eigenen Nachwuchs. Je weiter die Forscher das Höhlensystem erkunden,
desto mehr Fragen kommen auf. Wer hat das alles gebaut? Haben diese
Wesen auch die Menschen erschaffen? Und warum? Und wo sind sie jetzt?
Die beiden interessantesten und am besten gespielten Figuren in
"Prometheus" sind Elizabeth Shaw und Roboter David. Noomi Rapace,
bekannt geworden als die Lisbeth Salander in den schwedischen
Verfilmungen der Millennium-Romane von Stieg Larsson, ist hier kaum
wiederzuerkennen. Aus dem Nerd ist eine überzeugend argumentierende
Wissenschaftlerin geworden, die in den entscheidenden Momenten das
Richtige macht, auch wenn’s weh tut. Eine würdige Nachfolgerin
(beziehungsweise Vorgängerin) von Sigourney Weavers Ripley. Michael
Fassbender wiederum macht sich ausgezeichnet als stets höflicher und
freundlicher Roboter, der gerade dadurch nur noch umso rätselhafter
wirkt.
"Prometheus" nimmt zwar an vielen Stellen Bezug auf "Alien", verfolgt
aber tatsächlich eine ganz andere Richtung. "Alien" war ein schmutziger
Film: Das Raumschiff zeigte deutliche Gebrauchsspuren, die Laderäume
waren mit Öl verschmiert, und die einzige Motivation der Beteiligten war
Geld: Die Besatzung feilschte um ihren Lohn, die Betreiberfirma des
Schiffs hoffte, das Alien als Biowaffe verhökern zu können. Die Handlung
drehte sich um den Kampf gegen eine unbekannte Gefahr, ein Monster, das
die meiste Zeit nicht zu sehen war. "Prometheus" dagegen ist sauber: Das
Schiff ist wie aus dem Ei gepellt, hell und clean, und den meisten
Beteiligten der Mission geht es nur darum, naturwissenschaftliche und
philosophische Fragen zu beantworten. Und: Die auftretenden Aliens sind
nur noch Beiwerk, die entscheidende Rolle spielen ihre Schöpfer.
"Prometheus" ist ein hochgradig spannender Film, der einige interessante
Fragen aufwirft. Etwas nachdenklich stimmt allerdings, dass er eine
kreationistische Weltsicht vertritt und damit die Theorie von Charles
Darwin zur Entstehung der Arten kurzerhand beiseite wischt. Er weist
aber noch ein paar andere Schwächen auf, einige Details wirken
unglaubwürdig, und über die Ölbrühe in den Urnen und ihre Wirkung auf
Mensch und Tier müsste man auch nochmal reden. Insgesamt jedoch ist es
der erhoffte, große Science-Fiction-Film geworden.
Geschrieben am Freitag 03 August 2012 um 22:33 von Roland Freist
Sex mit einem Plüschtier
Ted ist ein Teddybär, einer von der Sorte, wie es sie früher gab, mit
einfach gezeichnetem Gesicht und dünnem Fell. Das Besondere an ihm ist,
dass er lebendig ist, weil sich sein Besitzer, der siebenjährige John
Bennett, das eines Nachts so gewünscht hatte. Nachdem die Medien auf ihn
aufmerksam geworden waren, genoss er für einige Zeit Promi-Status – wir
sehen Ted unter anderem in der Talkshow von Johnny Carson. Doch im Laufe
der Zeit ist es ruhiger um ihn geworden.
Schnitt, wir wechseln in die Gegenwart. Der mittlerweile 35-jährige John
(Mark Wahlberg) hockt neben seinem Teddy auf dem Sofa. Während John sich
Cornflakes in den Mund schüttet, raucht Ted Marihuana. Es ist zehn Uhr
morgens.
Der Film bezieht seine Komik praktisch ausschließlich aus der
Vorstellung eines Teddybären, der sich konsequent daneben benimmt. Er
sagt "Scheiße" und spricht vom "Ficken", und er kennt noch viele weitere
Ausdrücke und Umschreibungen für das Ausüben des Geschlechtsverkehrs.
Sehr viele. Ted heuert Prostituierte an, säuft, rülpst, furzt und hat im
Lager eines Supermarkts Sex mit einer Kassiererin, wobei der Film die
Zuschauer im Unklaren lässt, wie ein Teddy ohne Penis das
bewerkstelligen kann. Der Plüschbär macht Witze über Homosexuelle und
redet abfällig über Juden.
"Ted" ist ein sehr lustiger Film. Er funktioniert, weil zum einen die
Dialoge ohne Rücksicht auf Verluste unter die Gürtellinie zielen. Seth
MacFarlane, der Regisseur und Drehbuchautor, ist Erfinder von "Family
Guy", das bei uns Samstagmittags auf Pro 7 läuft. Die ganze
Unbekümmertheit, die diese Serie auszeichnet, hat er ins Kino
übertragen, und nun setzt er noch einen drauf. Zum anderen funktioniert
dieser Humor natürlich nur, weil die Sprüche aus dem Mund eines
kugelrunden, süßen Plüschtiers kommen, dem man einfach nicht zutraut,
dass Anspielungen auf Oralsex zu seinem täglichen Sprachgebrauch
gehören. Und wohl nur einem Teddy wird verziehen, wenn er einer
indischstämmigen Frau, die er irrtümlich für eine Muslimin hält, ein
"Danke für 9/11!" mit auf den Weg gibt.
Die Story des Films ist weitgehend belanglos und dient letztlich nur als
Aufhänger für die teilweise wirklich sehr guten Witze. Kurz
zusammengefasst geht es darum, dass die Freundschaft mit Ted zu einer
Beziehungskrise zwischen John und seiner Freundin Lori (Mila Kunis, "Black
Swan") führt. Außerdem wird Ted zwischendurch von einem Mann
namens Donny (Giovanni Ribisi, "Avatar")
und seinem Sohn entführt. Aber wie gesagt, das spielt keine große Rolle.
Es gibt einige lustige, kleine Gastauftritte von Tom Skerritt ("Alien"),
Sam J. Jones ("Flash
Gordon") sowie Ryan Reynolds (Sexiest Man Alive 2010, Ex-Mann
von Scarlett Johansson) als Schwulem. Doch sie alle sind nur
schmückendes Beiwerk für Ted, den obszönsten Teddy der Welt.